Mutprobe an mich selbst -oder- Ja, ich bin im Arsch. :'D

  • Als allererstes, schaut euch das an: https://www.youtube.com/watch?v=KGNiFdi7_tM
    Das erklärt das Ganze, damit ihr das Nachfolgende auch richtig gut versteht – außerdem ist es übelst lustig.



    Hallo, mein Name ist Jules und ich bin chronisch depressiv.


    Ich leide an einer der fiesesten Krankheiten überhaupt, Einer, die man nicht sehen kann, Einer, die sich langsam und unbemerkt in meinen Kopf geschlichen hat. Das Beste, was man tun kann, ist darüber zu reden und dazu zu stehen, also was soll’s – Das ist nunmal ein Teil von mir für den ich mich nicht verstecken muss und selbst wenn ihr danach nichts mehr mit mir zu tun haben wollt – als Depressiver will man meistens selber nicht allzu viel mit sich selbst zu tun haben, ich kann euch also verstehen. xD
    Ich habe mich immer für den lebensbejahenden Menschen der Welt gehalten – Bis mich irgendwann eine unheimliche Gefühlsleere ergriff, eine Leere, die man als „normaler“ Mensch nicht kennt. Seitdem freue ich mich eigentlich nur noch über Zigaretten, Alkohol und Fastentage – ja, Fastentage, meine Essstörung gab es gratis dazu. :‘D


    Ich weigere mich, ernsthaft über diese Dinge zu reden, das habe ich schon oft genug gemacht, denn rumheulen ist das Letzte, was ich tun möchte. Viel eher will ich darüber lachen, für das Mitleid seid ihr dann später zuständig (bitte nicht).


    Aber ehrlich, es macht mich ja schon so’n büschn‘ stolz, dass ich drüber reden und vielleicht hiermit erklären kann warum ich manchmal so „hart“ rüberkomme – weil ich’s nicht bin. :‘D Ich glaube, ich bin der liebste, fürsorglichste und gutgläubigste Mensch auf dieser Welt – sicherlich auch ein Grund, warum ich depressiv bin. Weil die Welt ein verdammtes 4RSCHLOCH sein kann und die einzige Chance diesem AR*CHLOCH zu entkommen ist, selbst ein noch viel größeres AR5SCHLOCH zu sein. Das habe ich mit Perfektion erlernt, wenigstens im Arschloch-sein bekomme ich eine Eins mit Sternchen, das kann ich. Wahnsinn. Tatsache, das funktioniert.
    „Richtig super ist das so depressiv zu sein, man fühlt sich nicht scheiße weil man ein Arschlo9ch ist – gut wegen allem Anderen, aber NICHT wegen Arschloch sein, muss man positiv sehen.“ – Tobi Katze


    Meine Tage bestehen also daraus zu versuchen endlich einzuschlafen und am Besten gar nicht mehr aufzuwachen – Denn das ist am Schlimmsten. Ihr kennt bestimmt diese Morgende, an denen ihr die Augen aufmacht und schon wisst, dass der Tag beschissen wird? Jap, Standart bei mir, nur noch zehn Mal schlimmer. Ohne Scheiß, es gab Phasen, in denen war es meine Tagesaufgabe… Aufstehen. Was einfach klingt, ist für einen Depressiven in einer schlechten Phase eine Herausforderung, weil es in solchen Zeiten außerhalb des Bettes einfach nichts gibt, wofür es sich lohnt das Zimmer zu verlassen.
    In dieser Zeit war ich psychisch und körperlich so am Ende, dass ich fast mit meinem Leben dafür bezahlt habe. Aber ich bin selbst zum Tod ein Arschloch und ihm letztendlich von der Schippe gesprungen, wenn auch nur knapp.
    "The bravest thing I ever did was continuing my life when I wanted to die."
    - Juliette Lewis


    Mittlerweile schaffe ich es sogar schon, Briefe zu öffnen!! Jawohl, ich bin hart.
    Letztens habe ich sogar meine Briefwahlunterlagen ausgefüllt (persönlich zur Wahl gehen war natürlich eine Aufgabe die mir ähnlich erschien wie den Mount Everest zu besteigen) und habe es wirklich geschafft, diesen Zettel durchzulesen UND Kreuze zu machen. Alles in einem Tag. Es klingt lustig, aber es ist die pure Wahrheit. :‘D
    Ich bin die größte Vollschrott-Konstruktion, die die Welt je gesehen hat. xD


    Nach diesem Roman möchte ich eigentlich aufhören, sonst liest das ja keine Sau zu Ende. Ich habe sogar größtenteils auf Fäkalsprache verzichtet (!) und hoffe, dass sich daraus jetzt Fragen für euch ergeben haben, die ihr mir (BITTE!) auch stellen sollt, denn das hier ist das beste Übungsfeld der Welt. Scheut euch nicht, es ist alles erlaubt.
    Poah, bin ich mutig.
    Cheerio..


    Update 17.07.: Diesen Text habe ich vor einiger Zeit verfasst, in der es mir immer noch schlecht ging, aber eine Aufwärts-Tendenz zu erkennen war. Mittlerweile geht es mir deutlich besser, ich war lange im Krankenhaus und verlasse wieder das Haus. (YAY! xD) Sogar etwas zugenommen habe ich – auch wenn mir das immer noch gewaltig gegen den Strich geht. :‘D
    Ich poste dies also in einer Phase, in der meine immer wiederkehrende Depression sich soweit zurückgezogen hat, dass ich tatsächlich nicht mehr ganz so schwarz sehe und beginne, den Scheiß etwas öfter kontrollieren zu können.


    Das ist eigentlich nur eine Anregung, nicht aufzugeben, auch wenn ihr denkt, dass ihr völlig allein und am Boden zerstört seid.
    Es gibt so Vieles, das ich nach diesen schwarzen Jahren erlebt habe, das man mit dem Leid, dem ich manchmal ausgesetzt bin, aufwiegen kann. Es gibt so Vieles, was ich mir beinahe selbst weggenommen hätte. Wenn man das einsieht und so etwas durchmacht, hat man nichts zu verlieren, sondern nur noch etwas zu gewinnen, jeden weiteren Tag den man durchhält. (Ich weiß, dass das Thema hier noch Andere betrifft und besonders denen möchte ich Mut machen.)
    DIE SCHEIßE GEHT VORBEI!
    In diesem Sinne, Howdie.


    I've been a thousand places
    and shook a million hands
    I don't know where I'm going
    But I know just where I've been
    I've flown a million miles
    And I rode so many more
    Everyday a castaway
    A vagabond battle born
    A battle born

  • Ich möchte offen sagen:
    Ich bin Stolz auf dich das du dieses Tabuthema brichst
    und hoffe das irgendwann alle Betroffenen offen darüber
    sprechen können.


    Meine Antwort zu deinem Beitrag werde ich dir per PN schreiben.
    Es geht mir hier um Selbstschutz sowie meine Privatsphäre die
    ich dabei "schützen" möchte :smiling_face:

    You just don't know what you supposed to be?
    You'll figure that out
    The more you know who you are, and what you want, the less you let things upset you!


    Ex-Administratorin von Letsmine (2012-2018)

  • Weil ich das Video noch nicht sehen kann, bin ich mir nicht sicher was ich schreiben soll, da ich es in 2 Varianten sehen kann.
    Ich finde das Thema sehr interessant, daher warte ich erst mal bis ich das Video sehe.

  • Ich lebe seit einigen Jahren mit einer tiefsitzenden Depression. Anfangs habe ich mir nie was draus gemacht, ich dachte "ach das geht vorbei" und lag einfach weiter den ganzen Tag im Bett. Ich war später in Therapie, hab versucht mich viel zu bewegen, was ja angeblich helfen soll, und habe es mit Medikamenten versucht. Die Medikamente halfen doch ich hasse nichts mehr als eine Pille zu schlucken nur damit mein verstand sich vorgaukelt "ey mir geht's klasse". Ich lebe jetzt seit mehreren Monaten alleine, ich habe zwar "Freunde" aber mache soziemlich nie was mit diesen, da ihre Vorstellung unter Spaß darin besteht sich die Birne zu zukiffen oder sich zu Besaufen. Oder sich irgendwo ne geschlechtskrankheit einzufangen. Zumindest ist das bei den meisten Jungs in meiner Gegend so.
    Ich liege den ganzen Tag nur im Bett und gehe soziemlich alles und jedem aus dem weg.. Ich gehe weder raus noch esse ich wirklich viel und irgendwas machen tue ich generell auch nicht. Ich bin einfach am Tiefpunkt angelangt, aber ich lasse es mir nicht anmerken. Jeden Tag aufs neue, ich versuche der zu sein der ich sein möchte, ein Humorvoller aufgeschlossener und fröhlicher Mensch. Ich gaukel es jeden Tag meinen Mitmenschen vor, und sie glauben es. Doch tief im inneren geht es die ganze zeit: "Jetzt hilf mir doch endlich, siehst du nicht das es mir schlecht geht?"
    Und wenn man versucht sich jemandem zu öffnen kommt meistens "Ja dann musst du was dagegen machen" oder mein Lieblingssatz "Ja dann versuch halt nicht immer so Traurig zu sein" das sagen immer die menschen die selbst nicht wissen wie es ist mit Depressionen zu kämpfen. Es ist ja nicht nur das traurig sein, es ist auch der selbstzweifel und diese verdammte antriebslosigkeit. Was mich aber am aller meisten aufregt sind diese Pseudo depri kiddies die sich ihre arme "Ritzen" weil gerade ihr freund mit dem sie 4 Tage zusammen waren Schluss gemacht hat. Schrecklich. Genau wegen diesem Abbild, wird man oft nicht ernst genommen wenn man sagt "ich brauche hilfe, bitte hilf mir." Und ja, das habe ich selber schon erlebt. Ich habe auch schon oft den satz an den Kopf geworfen bekommen "kein wunder das du keine freunde hast" nur weil ich mich einem geöffnet habe. Sogar hier auf LetsMine. Und sowas sind für mich totale 4Rschlöcher (sorry) sie wissen nicht was sie da sagen und was es anrichten kann. Manchmal ist es auch besser wenn einer garnicht antwortet oder versucht zu helfen, sondern einfach nur zuhört.
    Mir sind diese Sachen immer unangenehm zu erzählen und ich hoffe mal das die "anonymität des Internets" hier auch mal gilt. Natürlich ist das ein Forum für ein Spiel. Im grunde genommen kenne ich euch nicht. Ihr seid fremde Menschen. Aber das ist das krasse, es ist mir egal. Ich mag euch, und manchen hier vertraue ich Blind. Ich hoffe der Beitrag war nicht zu lang und wird nicht als selbstmitleid abgestempelt.
    Danke fürs lesen.

  • Zeigt mir einen der mit der Welt heute noch klar kommt ohne irgendeine Art der Depression zu haben und ich zeige dir einen der gut Schauspielert/ zu dumm ist um zu verstehen was Sache ist oder schlicht gelernt hat drüber zu stehen...


    Die Antriebslosigkeit, die fehlende Perspektive, die ewige Frage nach dem "Wozu mach ich den scheiß eigentlich, was hat das für einen Sinn?" "Wo soll ich den landen, ist doch wayn was ich mache oder?"


    Jo kenne ich auch zur genüge... hat mich seit meiner Jugend begleitet und tut es auch heute noch von Zeit zu Zeit (mal mehr mal weniger^^) das einzige daran was einen nicht aufgeben lässt ist der Permanente Kampf mit allem^^ Man gibt nicht auf und will etwas reißen, nur was ist da die Frage XD


    Depressionen sind, wie es so schön und so oft gesagt wird, eine Volkskrankheit^^ Einige haben es extrem, einige so angehaucht, aber irgendwo lauert das in jedem^^ Ich versuche den Menschen immer zu sagen, wenn man nur nicht aufgibt, wenn man nur niemals den Kampf aufgibt, kann man alles erreichen das man sich wünscht und alles schaffen^^ Da bin ich auch absolut überzeugt von^^ Das einzige Problem das die meisten meiner Meinung nach nur haben (ich eingeschlossen) ist die Frage nach dem "Was will ich eigentlich?"


    Wie soll man mit Überzeugung einen Kampf führen und nach vorne pushen, wenn man gar nicht weiß wohin ?


    Also muss man Kämpfen und nicht aufgeben, auch in den Momenten wo man nicht weiß wofür^^ Die Natur hat diese Regel nun einmal so festgelegt und den ewigen Kreisel des Lebens damit ausgestattet und wir müssen nun das beste daraus machen^^


    Man darf nur nie den Glauben daran verlieren sein Ziel zu erreichen und zu wissen, das alles besser sein kann als es das nun ist! Ich bin überzeugt davon das man, jeder von uns, das schaffen kann^^ Nur niemals aufgeben und die Zeit ihren Dienst tun lassen, Perspektiven ändern sich, das Leben ändert sich und am Ende ändert sich auch die Welt dadurch^^


    Wir dürfen nicht aufhören jeden Tag mit uns selbst zu ringen um nach vorne zu kommen, denn wenn wir aufgeben, werden wir nichts ändern, nichts voran treiben, nichts zum guten beeinflussen können! Das einzige was gewiss ist, das wir mit jedem Moment in dem wir dort liegen und die Decke anstarren, ein Stück mehr das Recht einbüßen selbst entscheiden zu können was aus uns wird... bis zu dem Tag an dem andere uns diese Entscheidungen abnehmen und uns in Richtungen treiben, in die wir niemals wollten... denkt daran, ihr habt die Wahl, aufstehen und etwas tun oder es denen zu überlassen, die die Konsequenz ihres handeln nicht interessiert!


    Wie Bob Marley einst vor einem Konzert sagte nach dem er angeschossen wurde und man ihn bat einen Tag frei zu machen:


    "Die Bösen, die diese Welt schlechter machen, nehmen sich ja auch keine Auszeit. Erhelle die Finsternis"


    Jeder von uns kann die Welt besser machen, egal wie klein und schwach man sich fühlt, wie noch so unbedeutend, jeder kann etwas bewegen! Und solange ich davon überzeugt bin, wird mich nichts klein kriegen^^ Auch nicht das Gefühl nichts erreichen zu können, es lügt nämlich ganz Schamlos^^

    Mfg
    Ares


    ich halte ihn für einen Einzeller der es irgendwie geschafft hat die Transzendenz mit dem Internet zu erreichen...


    *Hust* Ares in live auf Twitch ? -----> twitch.tv/areslevain

  • Naja... ich bin ja auch betroffen... und kenne diese Geschichte aus eigener Erfahrung nur zu gut... Es ist wirklich ein Kampf, ein Kampf um jeden Schritt, ein Kampf um Kleinigkeiten. Ja - selbst Aufstehen ist ein Problem. Eigentlich will ich was vom Tag haben, aber dann kommt der hinterhältige Schlumpf und bääääm... alles Scheisse. Mal mehr, mal weniger.


    Es hat lange gebraucht, das zu realisieren - zumal "ich doch nicht". Klar - gerade ich. Es selbst zu akzeptieren ist schwer. Das andere es akzeptieren ... noch viel schwerer. Weil man ja... keinen Verband hat, meist keine Narben, keine sichtbaren Spuren... Aber keiner sieht die Schmerzen die man hat, die Zweifel, Ängste, und unsichtbaren Leiden - ja auch ich hab ne Essstörung. Ich hab mein halbes Leben damit verbracht mein Essen wieder auszukotzen - weil ich mich, meinen Körper, mein Leben und mein "Nicht-Perfektsein" hasste.


    Mittlerweile... Hab ich das Essen im Griff. Fast. Mit viel Disziplin hab ich mich gezwungen, das Hochwürgen sein zu lassen. Aber spurlos geht sowas trotzdem nicht an einem vorbei. Ich bin froh, keine Fressanfälle mehr zu haben...


    Schlafen kann ich immer noch nicht. Wenn, dann wenn es hell ist oder ich total müde bin. Der Kopf spielt einfach verrückt. Keine Ruhe, nichts. Und ja - auch ich hab Angst, Post aufzumachen... Schlechte Nachrichten verkrafte ich unglaublich schlecht - und wenns nur wieder n Brief vom Arbeitsamt ist, der mit Angst macht...


    Es ist nicht einfach, mit solchen Sachen zu leben, das Leben ist wie Zeitlupe und rennt doch - an einem vorbei.


    Darum... naja - hab ich mich aufgerafft. Ich hab ne Betreuerin (ambulant betreutes Wohnen), die mir bei vielen Sachen einfach helfen kann, da wo ich vor Panik sonst wegrennen würde. Therapie... ist angedacht, und - vor allem - will ich auch.


    Ich will mein Leben zurück. Die Zeit ist zu wertvoll, um... sie so ziehen zu lassen. Ich bin froh, dass ich nicht mehr so tief im Tal bin, dass ich mich umbringen will - ja auch das war mal ne Option für mich, als ich nicht mehr konnte.


    Darum... kämpft, Leute. Keiner ist wirklich alleine, und gerade hier... hab ich ganz viel Rückhalt und Verständnis gefunden.


    DANKE!! an jeden Einzelnen, für jedes Zuhören, jedes nette Wort - bleibt so, wie ihr seid. Ihr wisst gar nicht.... wie wertvoll sowas ist)))